Das Jahr 2018 nähert sich rasch seinem Abschluss und der ETF-Markt hat aufgrund unterschiedlicher externer Belastungen eine komplizierte Saison durchgemacht. Aus diesem Grund möchten wir einige Antworten erhalten…
Bernhard Wenger , Head of SPDR ETF’s Switzerland
12. Dezember 2018 ETFWorld – All rights reserved
ETFWorld: 90 Ihrer ETFs sind an der Schweizer Börse notiert. Damit ist SPDR einer der größten Akteure in diesem Sektor. Was können Sie uns über den Schweizer ETF-Markt sagen und welche sind seine Besonderheiten?
Bernhard Wenger: Der Schweizer ETF Markt ist sehr von Aktienstrategien geprägt, sind doch mehr als 72% der investierten ETF Vermögen in dieser Assetklasse zu finden. Auf den Plätzen folgen Fixed Income und auch Rohstoffe. Alle anderen Assetklassen spielen eine untergeordnete Rolle.
Historisch gesehen haben vor allem Wealth-Manager und Vermögensverwalter ETFs für taktische Investitionen und Positionierungen eingesetzt, wir sehen aktuell jedoch einen Trend ETFs entweder auch für Basisallokationen in Portfolios einzusetzen und auch um in schwierig zugängliche Märkte zu investieren.
Im institutionellen Bereich werden ETFs neben der Funktion im Transition-Management auch öfters als attraktive Alternative zum Einsatz von Futures gesehen aufgrund der sehr einfachen Implementierung im Gegensatz zum Einsatz von Derivaten.
90 unserer SPDR UCITS ETFs sind in der Schweiz kotiert, was dem Grossteil unserer in Europa domizilierten Fonds entspricht. Stärken von SPDR liegen auf der Aktienseite im Bereich Sektor-ETFs wo wir weltweit der führende Anbieter sind, aber auch Smart Beta Strategien und vor allem der Fixed Income Bereich sind Themenschwerpunkte bei uns im Haus.
ETFWorld: Das Jahr 2019 liegt fast vor uns. Wie sehen Sie das neue Jahr und wird es Ihrer Meinung nach dem Aktienmarkt oder dem Anleihemarkt Vorteile bringen und warum?
Bernhard Wenger: Wir sind für das kommende Jahr grundsätzlich optimistisch eingestellt was risikoreiche Anlageklassen betrifft, vor allem für das erste Halbjahr. Angesicht der zu erwartenden Volatilität der Märkte ist es jedoch wichtig, seine Strategie immer wieder anzupassen. Dazu gehört auch, laufend die politische Lage zu analysieren und Investmentstrategien aufs Neue zu prüfen. Möglicherweise wird es notwendig sein, Investmentportfolios regelmässiger zu adjustieren. ETFs sind ein effizientes Instrument dafür.
Wir favorisieren nach wie vor US-Aktien, denken aber, dass sich Investoren defensiver positionieren sollten, weil die sogenannten Late-Cycle Risiken steigen werden. In diesem Zusammenhang sind Smart Beta Strategien wie Low Volatility oder auch Dividend Aristocrats interessant.
Im Fixed-Income Bereich macht es Sinn, sich im steigenden Zinsumfeld am kürzeren Ende der Kurve zu positionieren. Im Laufe der Jahres könnten auch die Schwellenländer, insbesondere in lokaler Währung wieder interessant werden.
ETFWorld: Die Anleihe-ETFs sind ein wichtiges Thema für Sie, bezüglich dessen Positionen unter Verwendung verschiedener Instrumente eingenommen werden können. Auf welche Anleihethemen erscheint es Ihrer Meinung nach sinnvoll, sich für das Jahr 2019 zu konzentrieren, und warum?
Bernhard Wenger: Wie schon erwähnt macht es Sinn sich am kurzen Ende zu positionieren und auch Schwellenländer in lokaler Währung könnten im Laufe des Jahres interessant werden. Wir denken, dass sich der US-Dollar, obwohl langfristig eher stärker erwartet, bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA eher schwächer entwickeln könnte, was die Renditecharakteristiken von eben den Schwellenländeranleihen interessant macht. Eine Investition über einen ETF in diversifizierter Form erscheint hier am sinnvollsten.
Potential sehen wir auch bei Wandelanleihen, die einerseits das konservative Element von Anleihen beinhalten und dadurch einen defensiven Charakter aufweisen, andererseits aber auch eine Partizipation an möglichen steigenden Aktienmärkten erlauben. SPDR hat hier den einzigen UCITS ETF mit globaler Ausrichtung im Lösungsangebot.
Zu Thema Fixed Income haben wir auch konkrete Orientierungshilfen für Anleger geschaffen. Der kürzlich lancierte „Bond Compass“ ermöglicht es Anlegern in komprimierter Form einen exklusiven Einblick in den Fixed Income Markt zu bekommen – unter anderem mit einer Momentaufnahme der Transaktionen und Bestände, basierend auf Vermögenswerten in Höhe von 10 Billionen US-Dollar. Die Daten hierzu stammen von State Street Global Markets, einer Division, die in unserem Mutterhaus, dem weltgrössten Wertpapierverwahrer, angesiedelt ist.
Zusätzlich enthält der Bond Compass auch einen Anlageausblick auf das kommende Quartal und gibt wertvolle Tipps zur Positionierung des Portfolios.
ETFWorld: Der ETF-Markt unterstützt die Entstehung neuer Emittenten und gleichzeitig eine konstante Aggregation. Dies scheint ein Widerspruch zu sein. Was denken Sie?
Bernhard Wenger: Das Wachstum im passiven bzw. ETF Markt wird weitergehen, weswegen es auch immer wieder zu neuen Emittenten kommen wird, die an diesem Wachstum partizipieren wollen. Gerade in einem kompetitiven Markt wie dem ETF Markt sind natürlich Erfahrung sowohl im passiven Indextracking als auch was die gesamte ETF Infrastruktur betrifft wichtige Erfolgsfaktoren. Wir sehen hier also keinen Widerspruch, jeder Anleger sollte genau überprüfen, mit welchen Partnern er zusammenarbeiten will.
ETFWorld: Die Schweiz verfolgt aufmerksam die globalen Veränderungen und ein wichtiges Thema für die Zukunft ist die Europawahl im Jahr 2019. Wie sollte sich ein Anleger Ihrer Meinung nach positionieren, um für einen Szenariowechsel bereit zu sein?
Bernhard Wenger: Es gibt doch einige politische Unsicherheit im Markt, die man als Investor berücksichtigen sollte, man denke nur an die aktuelle Diskussion rund um den Austritt des Vereinten Königreichs aus der Europäischen Union oder die aktuelle politische Lage in Italien und auch den Handelskrieg zwischen den USA und China.
Was die gesamtwirtschaftliche Lage betrifft, erwarten wir dass das globale Wachstumsmomentum zurückgehen wird, allerdings nicht signifikant. Wir erwarten dass es im Jahr 2019 knapp unter dem langjährigen Durschnitt liegen wird.
Wer sich dennoch auf eine Art Szenariowechsel bzw. veränderte Rahmenbedingungen einstellen will, sollte sich defensiv positionieren. Neben den bereits erwähnten Low-Volatility und Dividendenstrategien bzw. Wandelanleihen, können auch defensive Aktiensektoren wir Versorger und Unternehmen aus dem Gesundheitswesen Potential haben.
ETFWorld: Bleiben wir bei Thema Sektoren. State Street is bekannt für sein „Sektor“-Angebot. Können sie diebezüglich noch etwas sagen?
Bernhard Wenger: State Street Global Advisors ist das globale Sektor-Powerhouse mit mehr als $ 160 Mrd. investiertem Kundenvermögen in Sektor-ETFs. Aktiensektoren sind ein effizientes Instrument, Mehrwert in einem Portfolio zu schaffen. Investoren können sich mit Aktiensektoren je nach Wirtschaftszyklus defensiver oder offensiver positionieren und somit den breiten Markt schlagen sowie das Risiko/Rendite Verhältnis optimieren. Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht darin, mit Sektor ETFs thematisch in Megatrends zu investieren.
ETFWorld: Und zum Abschluss, welche ETF wurden im laufenden Jahr besonders nachgefragt?
Bernhard Wenger: Besonders starke Nachfrage sahen wir in diesem Jahr nach US-Aktien, so ist unser UCITS ETF auf den S&P 500 Index der SPDR ETF mit den stärksten Zuflüssen. Im Sektorbereich waren Europäische Finanzwerte besonders gefragt, gefolgt von Immobilienaktien.
Bei den Anleihen sahen wir die grösste Nachfrage nach Europäischen Unternehmensanleihen am kurzen Ende der Kurve und auch im Global Aggregate ETF als breites, diversifiziertes Basis-Anleiheninvestment.
Quelle: ETFWorld
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